Rumänische Kontraste Seite 6

Die Karpaten boten uns wieder ihre Wildheit. Traumhafte Berge, Schluchten, Ausblicke. Wir folgten einer kleinen Sackgasse, die eigentlich keine Strasse war, sondern ein Schlaglochansammlung mit gelegentlichen Asphaltresten. Langsam und zäh ging es voran. Die Landschaft und die Aussicht laut Karte einen Stausee zu erreichen, entschädigte aber vollauf für den beschwerlichen Weg. Kleine Sandstrassen zweigten ab. Wie schön müßte das Endurowandern mit einer leichten 350er Enduro hier sein. Nach einer halben Stunde plötzlich in der Einschicht völlig unerwarteter Weise ein hübscher Ort mit einem Teich in der Mitte. Davor ein kleines Restaurant mit Holzhütten. Mit bescheidensten Mitteln aber sehr geschmackvoll wurde hier eine kleiner privater Campingplatz gebaut. Für den örtlichen Judoklub der hier trainierte, köchelte eine Suppe am Holzkohlengrill deren Duft wir nicht widerstehen konnten. Kein Wunder, daß die jungendlichen Judoka derart kräftig aussahen, bei dem köstlichen Essen hier. Das Herunterfallen des Salates beim Servieren kostete dem Chef nur ein Lachen, obwohl es ihm sicherlich mehr finanziell schmerzt als jeden österreichischen grantigen Kellner.

Unglaublich. Unfaßbar. Die Superlative überschlagen sich in meinem Kopf. Wir fahren entlang der Donau an der serbischen Grenze. Keine Erwähnung in einem unserer Reiseführer, oder ein Tipp führte uns hierher. Es war ein zufälliger Volltreffer. Eine derart dramatisch schöne Flußlandschaft habe ich noch nie gesehen. Offenbar aber auch noch nicht viele andere Touristen, wir begegnen keinem. Auf der Anhöhe blicken wir längs dem Fluß entlang. Das Gegenlicht tüncht die in den breiten Fluß fallenden Berge in ein graues, zartes Licht. Die Berge scheinen mit dem Himmel und dem Fluß zu verschmelzen. Nur kleine Farbnuancen lassen die Silhouetten erkennen. Das Bild erinnert an die Fjorde in Norwegen. Dramatische Felsen stehen Stolz im Fluß. Burgen, moderne Beobachtungsposten und Polizei zeugen davon, daß es sich hier um eine Grenzregion handelt. Daher gibt es wohl auch kaum ein Haus, geschweige denn ein Hotel oder eine Tankstelle. Kilometerlang unberührte, schönste Flußlandschaft. In einem Felsen ist ein riesiges Gesicht gemeißelt. Wer das wohl ist? Nach jeder Kurve dachte ich jetzt muß es zuende sein, um wieder von einem noch schöneren Ausblick überrascht zu werden. Verzaubert zuckelten wir ungläubig schauend die schlechte Strasse entlang. Fischer fischten, Kormorane auch, die einen mit dem Netz die anderen mit dem Schnabel. Wir haben eine der schönsten Landschaften der Reise geangelt an einer Stelle und einer Art die wir nicht erwarteten.



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