Man sagt: "Die Kamera macht gute Fotos."

Dieser Satz beschreibt unseren kranken Zeitgeist. Die Technik, die Maschine rückt ins Zentrum, der Mensch zurück.

Tatsächlich macht die Kombination Mensch / Maschine gute oder schlechte Fotos. Die wichtigste, technische Eigenschaft die über die Qualität entscheidet ist die Mensch / Maschine Schnittstelle.

Denn die Kamera hat kein ästhetisches Empfinden, sie kann nicht zwischen schön und hässlich, zwischen interessant und langweilig unterscheiden. Der menschliche Geist hingegen ist ein extrem effizienter Filter von Umwelteindrücken. Die besten Fotos entspringen dem besten Filter.

Der Mensch alleine wiederum kann das Bild seiner Augen und seines Geistes nicht dauerhaft speichern. Darüber hinaus ist er bequem und faul. Die neue Kamera im Verkaufslokal jedoch ist fleißig, denn hinter ihr steht ein wirtschaftliches Interesse neue Modelle zu verkaufen. Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Quantität sind die Verkaufsargumente.

Diese Eigenschaften führen jedoch nicht unbedingt zu besseren, sondern häufig zu mittelmäßigen Fotos. Denn technische Perfektion macht nicht automatisch ein gutes Foto. Auch Menschen die von Fotografie wenig verstehen und nicht bereit sind sie zu lernen, können Fotos damit machen. Es werden immer mehr und einfacher Fotos gemacht, ein Symptom eines sehr schlechten Filters.

Wer wirklich gute Fotos macht, ist der Mensch. Eine Technik die ihn herausfordert, ihm Zeit lässt und fördert ist eine die gute Fotos ermöglicht. Dies steht diametral unserem hektischen Zeitgeist, immer mehr in kürzerer Zeit, alles Automatisieren, Bevormundung und Entmachtung des Menschen, entgegen. Eine alte Kamera ohne jedwede Automatik, ohne Autofokus, ohne Belichtungsautomatik, ja ohne Belichtungsmesser mit max. 12 teuren Bildern je Film zwingt den Menschen die Kontrolle zu übernehmen, zu denken, langsam und überlegt zu handeln.

Eine manuelle Kamera verlangt Wissen, Geduld, Liebe. Sie verlangt Menschen. Sie verlangt gute Fotos.

Gregor, 22.3.2013